Stellungnahme des Grypsnasen e.V. – Clowns im Kinderkrankenhaus Greifswald  zum Thema Grusel-„Clowns”

„Ein Clown braucht keine Maske, sondern lebt nur sich selbst, Tag für Tag aufs Neue und schenkt dabei Freude, die Lust am Scheitern, das Staunen und immer wieder das Lachen, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt.“

Seit nunmehr einigen Wochen, wenn nicht sogar Monaten, widmet sich ein Teil der medialen Aufmerksamkeit den sogenannten Horror- oder Grusel-„Clowns”. Wir als ehrenamtlich arbeitender Klinikclownverein wollen in der Öffentlichkeit ein anderes Bewusstsein über das Thema Clowns schaffen und hier eine klare Linie zwischen Clowns und den Menschen hinter Gruselmasken ziehen.

Was ist ein Clown? Diese Frage zu beantworten, bedarf einige Auseinandersetzungen mit dem Thema. Es gibt  wichtige Grundsätze, die die Welt des Clowns ausmachen. Das aller erste was ein Clown mitbringt ist eine positive und Lebensbejahende Perspektive auf die Welt. Jede Pflanze, jedes Tier und jeder Gegenstand ist in der Welt des Clowns etwas Bewunderungswürdiges. Der Clown erkundet die Welt mit offenen Augen und Armen, lässt sich auf Dinge ein und verbindet sich mit ihnen - stets im Guten. Er unterscheidet  bei der Begegnung mit Menschen weder Haut noch Haarfarbe, ist er sich doch selbst über seine eigene Individualität bewusst. So sind Zusammenkünfte zwischen Clowns und Menschen immer ein freudiges, interessiertes und ehrliches miteinander – genau das Gegenteil von Horror. Der Clown lebt seine Emotionen, Freude, Begeisterung aber auch Trauer und Wut. Dieses Erleben und Ausleben der Emotionen wie das Interesse an der Welt sind grundtypische Wesenszüge des  Clowns und zugleich die des Kindes. Der Clown hat nicht den Anspruch immer witzig zu sein, insbesondere nicht in traurigen Situationen. Authentizität gehört zum Standbein eines Clownsdasein und ermöglicht das Erzählen von inneren Geschichten. Doch wer Clowns einmal genauer beobachtet hat, wird gesehen haben, dass ein Clown niemals in seinen negativen Gefühlen hängen bleibt oder diese gar zum Antrieb seines Tuns werden lässt. Denn er hat das Vertrauen in das Gute der Welt, anhand dessen er immer wieder aufsteht und dies Dinge von einer neuen Perspektive betrachtet. Und oftmals ist es diese Art des Vertrauens, welche Kinder auf ihrem Weg durch die Welt immer wieder aufstehen lässt.

Die erwähnten Grusel-„Clowns”, die Menschen angreifen und Kinder verschrecken sind nichts anderes als Menschen, die sich den äußerlichen Klischees eines Clowns bedienen und in ihrem Handeln, sowie ihrer Sichtweise auf die Welt rein gar nichts clowneskes ausdrücken.  Der  Clown kann auf seine Maske verzichten, das einzige was er braucht ist eine rote Nase und seine lebensbejahende Einstellung. Die sogenannten Grusel-„Clowns” können auf ihre Maske nicht verzichten, es ist das einzige was sie haben. Es gibt viele Arten der Ausdrucksformen, dies soll weiterhin auch so bestehen. Doch spielen dabei zwei wichtige Faktoren eine Rolle. Als öffentlich agierender Mensch sollte man sich immer seiner Wirkung bewusst sein. Hier schaden viele der Grusel-„Clowns” der Beziehung zwischen Kind und Clown, in dem sie das  Vertrauen der Kinder unter falscher Maske schlicht weg zerstören können. Dies kann gerade bei uns Klinikclowns ein starker Einfluss auf die heilende Wirkung unserer Arbeit sein. Der zweite tragende Faktor ist die öffentliche Resonanz bzw. der gesellschaftliche Umgang mit solchen Ereignissen. Eine öffentliche und mediale Auseinandersetzung mit dem Thema „Clown” hat seit dem Erscheinen dieses Gruselphänomens bedauernswerter weise kaum stattgefunden. Das mediale und gesellschaftliche Echo mündet oftmals in einer „Angst vor Clowns”, welche nicht nur direkt auf die Kinder wirkt, sondern ebenso von Erwachsenen an die Kinder herangetragen wird. Das erschwert unsere Arbeit in gewissem Maße, denn ein gebrochenes Vertrauen zu den Kindern und deren Eltern wieder aufzubauen ist nicht immer leicht. Doch wir sehen es positiv, nehmen es als eine Aufgabe unserer Zeit und sind uns sicher, dass unser gemeinsames Vertrauen stärker ist. Dennoch möchten wir ausdrücklich alle Medienportale, Zeitungen und Bericht erstattenden Menschen um Unterstützung bitten, den Grusel-„Clowns” nicht zu viel der Weltbühne zu überlassen. Dazu möchten wir den Wunsch äußern das Nutzen des Wortes „Clown” in diesem Zusammenhang zu hinterfragen und eine reflektierte Auseinandersetzung anzustoßen.

 

 Für ein buntes und lebensfreudiges Miteinander,

 

eure Grypsnasen